Doch der Müll alleine ist es nicht. Das Essen schaut auch nicht gut aus.
Bei diesen Mahlzeiten aus Kunststoffboxen und Plastikschachteln besteht die Gefahr der Ess - kulturellen Verwahrlosung. Diese ist ja durch die grassierende Fastfoodkultur ohnehin im Argen. Denn wer an jeder Strassenecke zu Essen gewohnt ist und nicht auf eine gute Tischsitte achtet, erzeugt automatisch für sich eine Verwahrlosung. Fastfood Müll gehört auch sonst immerhin zum Schmuck in fast jeden öffentlichen Parkplatz Wald und Park.
Speisen im Stehe einzunehmen ist ab und zu eine Notwendigkeit, und an einem Imbissstand zu stehen um etwas zu essen ist durchaus nicht gemeint, wenn man von Verwahrlosung der Esskultur spricht. Aber unterm Gehen etwas zu essen, ist falsch.
Die Lockdown Zeit bringt sichtbar nichts fürs Auge. Der Mensch ist ein visuelles Wesen und er sieht sich auch beim Essen satt. Bevor er den ersten Bissen in den Mund nimmt. Die Anrichteweise auf dem Teller ist daher ein Wesen der Gastronomie.
Schon vor Jahrzehnten haben Köche damit begonnen alles auf einen Haufen zu richten. Das haben schlaue Köpfe in Hotelketten entdeckt , dass man damit gut schwindeln kann. Der Haufen wirkt größer, er befindet sich im Zentrum des Tellers, was es optisch ansprechend macht und rundherum genügen ein paar Spritzer Soße, anstatt das Fleisch völlig mit Soße zu bedecken. So spart man Kosten.
Alte Köche, damals, waren entsetzt, als sie die "Haufenanrichteweise" zuerst sahen und vollziehen mussten. Doch das hatte einen Sinn. Um bei Beschwerden nicht schlecht dazustehen, hat man den Gast zuerst den angerichteten Haufen "zerstören" lassen. Was unmittelbar passiert wenn der Gast den angerichteten Haufen zum Kosten mit dem Besteck anrührt. Die Zutaten und Soße war vermischt, oft schon vom Gast nachgewürzt und der Originalzustand daher schon weitgehend nicht mehr sichtbar. Je schneller das Essen kaputt war, desto weniger Wirkung die Kritik. Also hat die Haufen Anrichteweise, die wir heute fast lückenlos beobachten können, gewonnen. Der Gast konnte somit die Zutaten nicht mehr so gut trennen als zuvor. Logische Anrichteweise erlaubt den Gast die Beilagen getrennt vom Fleisch zu essen, sie selbst mit Soße anzufeuchten und praktisch alles vor sich zu haben im natürlichen Zustand nach dem Garvorgang.
Nach der Pandemie Sperre besteht da schon eine Gefahr, dass schlechte Anrichteweisen akzeptiert werden und die Menschen nur mehr Mischmasch Speisen jeglicher Art akzeptieren. Vorreiter ist die schon lange grassierende "Burgerkultur", wo zwischen zwei oft ohnehin fragwürdigen miserablen Brotscheiben oft nur katastrophal elender Schund aufgeladen wird. Hier werden auch die Geschmacksnerven entsprechend abgestumpft. Es ist überhaupt eine Verwahrlosung der Esskultur zu beobachten, sichtbar allerorts und im Besonderen wenn man einschlägige Werbeliteratur der Großmärkte betrachtet. Da können Gourmetsiegel und Gütesiegel aller Art auch nicht mehr hinwegtäuschen.
Wir werden sehen...
Bernhard Gössnitzer Jänner 2021