Warum Kochbücher ausgedient haben
12. November 2021
Irgendwie muss sich der Mensch ein frisches Essen zubereiten können. Das hat immer schon bestimmte Autoren dazu veranlasst eine Anleitung dafür zu schreiben. Zuerst waren es von Herrschern beauftragte Männer, die dem Volk einen Zugang zum gesunden Leben öffnen wollten, oder den Verkauf von Lebensmitteln fördern sollten. Meistens war das dann auch ein bekannter Küchenchef. Oder eine bekannte Dame aus der Gesellschaft, oder ein Heimatforscher, der die Kultur des Essens einer Region aufzeichnete. Das waren zumeist gute Bücher. Denn der Zugang zu Verlagen war beschränkt und die Produktion bedurfte langer Zeit und war aufwändig. Noch vor einigen Jahrzehnten waren Kochbücher auf einige hundert Werke beschränkt, die man für oft teures Geld erwerben konnte.
Jetzt im Online Zeitalter erledigen das viele tausend Möchtegerne Köche aus allen Lagern. Auf Kochanleitungen und Rezepturen gibt es keinen Urheberschutz. Das lässt zu dass zuerst einmal Jeder alles abschreiben darf was möglich ist. Um das zu kaschieren, werden gewisse Merkmale einer Rezeptur verändert. Beim Gewicht einer Zutat etwa oder bei der Gartemperatur. Da beim Kochen alles nicht so genau genommen werden muss ist das sehr leicht, trotzdem ein authentisch wirkendes Rezept auszustellen. Als ist dem Kochbuchautor kein Weg versperrt jede Menge neuer Anleitungen zu verfassen.
Der Rennfahrer machts, der Schlagersänger und der Bergsteiger. Eine Schauspielerin zeigt wie man die beste italienische Küche zaubert und dazu kommen noch die vielen Köche der industriellen Lebensmittelproduzenten, die Kochbücher für den Diätliebhaber und solche die alles versprechen was der Kunde vom Essen erwartet.
Am Ende kanns passieren, dass man völlig fehlernährt mit einem schweren Leiden im Krankenhaus landet.
Sich beim Essen zu täuschen und jahrelang das Falsche zu sich zu nehmen geht leicht. Der eigene Geschmack erledigt das ganz gut. Dazu gibt es in den Speisen jede Menge Geschmacksstoffe, die eine gewisse Sucht fördern. Man glaubt was Gutes zu speisen und wird als Opfer missbraucht, eine minderwertige Speise ohne Vitalwert zu konsumieren. Die Erziehung zum guten Essen ist in den Schulen immer noch ein Tabuthema. Denn sonst müssten gewisse Fastfoodketten ihre spekulierenden Anleger auf den Börsen der Welt schwer enttäuschen.
Hat man früher darauf geschaut das Essen relativ rasch zu kochen , der Rohzustand sollte möglichst schnell zum gekochten Zustand werden, damit Wertstoffe im Essen erhalten bleiben, ist jetzt das Kochen ein oft langes Ritual geworden. Unter maximalen Aufwänden an Energie und Material. Die Gewürzindustrie hat unzählige Mittelchen für die Explosionen am Gaumen und es gibt herrliche Geräte das Kochen zu einem langen Spiel zu machen.
Doch ist das Spielen mit dem Essen nicht eine der Todsünden die man mit seiner Mahlzeit machen kann?
Ein junger österreichischer Zauberkünstler mit einer halben Million Anhängern auf einem Social Media Kanal zeigte jüngst wie man faschiertes Fleisch in einen Latexhandschuh stopft und das dann gefrieren lässt um hernach eine gefrorene Hand zu frittieren.
Ein prominenter Sternekoch gibt die Anleitung zur knusprigen Gans in einer Tageszeitung: Die Ganz soll über Nacht bei etwa 100 Grad Temperatur langsam durchgaren um dann 12 Stunden später noch schnell knusprig überbraten zu werden.
Die kulinarischen Tollheiten sind grenzenlos. Zumeist kommt es dabei eben zu dieser Materialverschwendung und dazu noch die Energieverschwendung. Die Haushalte sind voll von Kochgeräten. Beides, die Energieverschwendung und Rohstoffvergeudung sollte , wenn man zeitgemäß lebt, eingeschränkt werden.
Doch die neuen Kochbücher strotzen von solchen Anleitungen, die alles andere sind als gut.
Etwas zu kochen ist doch einfach.
Man stelle sich eine Kochstelle früherer Zeiten vor. Ein kleiner mit Holz beheizter Herd, ein Kochtopf, ein Bratrohr oder eine Bratpfanne. Flüssigkeit zum Garen oder Öl und Fett. Ein gutes Stück Fleisch oder Gemüse. Einen Deckel zum Zudecken, und Aufmerksamkeit. Das Fleisch flott wenden und sehen dass es gut gar wird. Da muss man nicht viel wissen, außer dass man darauf achten muss, nichts anzubrennen. Kochen ist eine persönliche Übung, da wird auch manchmal was daneben gehen. Doch die Einkaufsliste eines Rezepts aus prominenter Hand spart man sich, wenn nur auf das Nötigste geachtet wird. Und man wird nicht mehr dazu verführt viele Dinge zu kaufen, die man gar nicht benötigt.
Bernhard Gössnitzer