Der Apfel der Aphrodite





13.08.2022



Die Quitte ist ein besonderes Obst. Roh wird sie kaum genossen. Doch in ihr stecken geheimnisvolle Kräfte, die man genießerisch nutzen kann.





Es gibt wieder Quitten.


Eine seltsame Frucht die es in zwei Varianten gibt. Birnenförmig und wie ein gelber Apfel aussehend.

Beide sind gleich wertvoll für gute Zubereitungen, die nicht nur wohlschmeckend werden, sondern dazu noch heilwirksam werden. Meine Empfehlung ist, die Quitte schon vor der vollkommenen Reife zu ernten.


Zu diesem Zweck schneidet man eine Quitte schon am besten Anfang September durch, und schaut ob die Kerne schon dunkelbraun werden.

Ist das der Fall wartet man nicht mehr lange und sie sind ideal zur Ernte.


Die Quitte ist nicht süß, daher ist der Reifegrad oft nicht leicht feststellbar und sie bleiben zu lange Am Baum, was ihr Fruchtfleisch bräunlich werden lässt. (siehe Bilder) Die Quitte hat einen pelzigen Flaum auf der Oberfläche, den man abwäscht und sie dann in kleinen Stücken geschnitten in Wasser kocht, das Wasser etwas mit Zitronensaft versetzen, aber nicht zuckern. Zucker kommt erst nach dem Kochen zum passierten Mus dazu. Mit der Quitte lassen sich auch fruchtige Senfmarinaden oder Chilizubereitungen herstellen. (Chutneys)


Die Quitte, der Cydonische Apfel der Griechen im Altertum, war damals das Symbol des Glücks, der Liebe und der Fruchtbarkeit und daher der Göttin Aphrodite geweiht. Auf diesen Umstand gründete der alte Brauch der Griechen, dass eine Braut, bevor sie das Schlafzimmer betrat, diesen Kydonischen Apfel, eine Quitte aß, um sich damit symbolisch den Tätigkeiten der Aphrodite in der Ehe zu weihen. Ob die Quitte original aus Kreta stammte, wie es die griechische Mythologie ausweist, sie heute zweifelhaft, weil man frühere Kulturen schon in Mittelasien gefunden hat. Ihre Kerne wurden immer medizinisch genutzt und waren ein Handelsartikel bis China und Indien. Es steht fest, dass die Verehrung des Quittenapfels im antiken Griechenland eine sehr alte Tradition hatte. Von dort aus verbreitete sie sich über ganz Europa. In Mitteleuropa ist sie bereits in der Verordnung Karls des Großen über die Landgüter seines Reichs erwähnt. (Capitulare de villis et cortis imperialibus, AD 812)



Ihre medizinische Nutzung bezog sich immer nur auf die Frucht. Ein medizinisches, diätisches Nahrungsmittel. Die Quittenkerne werden mit Wasser gemischt, schleimig und dieser Schleim findet auch in der Kosmetik Verwendung. Ein beliebter Haarfestiger oder Zutat zu Augenschminke, findet man Rezepturen zur Herstellung in vielen alten Arzneibüchern.


Die Früchte finden als heilsamer Sirup Verwendung. Getrocknete Quitten fanden als Aufguss gegen Durchfall, Blutspeien, ungewollter Blutung zwischen den Menstruationen, vaginalen Ausfluss. Das Fruchtfleisch zur Marmelade eingekocht ist ein adstringierendes, das bedeutet zusammenziehendes Mittel und kann medizinisch eingesetzt werden. In jedem Fall ist die Quitte ein besonderes Obst, das man wertschätzen soll!


Bernhard Gössnitzer