DER HUMMER AUF DER ALM
11.08.2024
Die Gastronomen machen alles für das Geld. Eine bekannte Sache. Zur Werbung verwenden sie gerne "edle" Produkte. "Delikatessen. Würden sie ihre Hintern zum Fenster hinaushalten, bewegte sich niemand , weil das ohnehin alle machen. Irgendwie.
Ein Hummer zur Jause dort ist das geeignete Mittel auf Berghütten Gäste anzulocken. Die ohnehin dorthin kommen würden. Warum also? Eine neutrale Betrachtung. südtirolnews.it berichtete von einem Fall, der mich interessiert hat und meine Vorstellungen bestätigte.
Ein guter Grund, den Beruf des Kochs oder des Kellners zu wählen, sind die perversen Verrücktheiten diverser Vertreter des Gastgewerbes. Tierliebende Menschen können es nicht sehen wie zum Beispiel lebende Hummer gequält werden. Die Massenabfertigung in den Tourismusmetropolen, bietet einem interessierten jungen Menschen keinen Anspruch mehr, die Fertigung der Speisen ist in der Hand der Fertigspeisen Industrie. Der Koch ist Anrichter und Dekorateur. Gourmetmedien wollen darüber hinwegtäuschen, doch der Alltag des Gastgewerbes besteht aus ziemlich dummen Bestandteilen.....
Der Klimawandel ist den Gastronomen „wurscht“
Es schaut ganz so aus, dass wirklich viele Tiere und Pflanzen aussterben müssen, bevor man sie, oder deren weiterverarbeitete Produkte, nicht mehr auf den Speisenkarten der Welt finden kann. Die Evolution hat, so scheint es, ein Lebewesen, „der Mensch“ genannt, hervorgebracht, das nach einigen tausend Jahren, seitdem er richtig aufrecht geht, und gelernt hat, die Mechanik zu benützen, zu entwickeln, um seinen Lebensraum gänzlich mit technischen und automatisierten Vorrichtungen zu verseuchen, um damit den übrigen untergeordneten Teilhabern an der Welt- Natur, möglicherweise den Garaus zu machen. Mitschuld daran hat eine völlig rückwärtsgewandte Eigenschaft, aus der Frühzeit des Menschen. Der ungebremste Selbsterhaltungstrieb lässt die Menschheit alles verzehren was nur irgendwie nahrhaft sein kann. Selbst tödlich giftige Teile der Nahrung werden aus vielen Gründen verspeist. Das führt in der kommerziellen Wirtschaft zu Überangeboten bei der Wahl von für den Verzehr bereitgestellten, essbaren Produkten. Und zu einer wahnsinnigen Konkurrenz. Dafür können die Produzenten nichts. Deren Moral ist, alles was Gewinn bringt zu tun. Der Konsument aber schon, er muß sich der Verantwortung bewußt sein, die er mit seiner Auswahl hat. Welche zerstörerischen Kausalketten er damit lostretet. Und er muss die Pflicht richtig zu wählen, konsequent wahrnehmen. Ein Gastronom ist ebenso Konsument des Lebensmittelmarktes, und als solcher dafür verantwortlich, was er seinen Gästen anbieten kann. Doch hier setzt das Konkurrenzdenken massiv ein. Besser und schöner ist für sie immer mehr und noch mehr. Man sehe sich in den Markthallen der Gegenwart nur um: Es fehlt an nichts und ständig kommen neue Waren dazu. Der Handel mit Lebensmittel ist ein großes Geschäft und das Vermarkten verwischt den Kunden ihren Überblick. Zwischen den Kunden und den Händlern existiert ein erzeugtes Vermarktungsbewusstsein, das keine Scham kennt, die Konsumenten auch zu betrügen. Mechanisch und Automatisiert folgt man wie Drogensüchtige den Werbeansagen. Die Ernährung der Menschheit sollte längst fortschrittlicher gestaltete sein. In aller Welt versagt dafür die Politik. Die Weltmeere sind verschmutzt. In Binnengewässern verschmutzen Fischzuchten das Wassen und besonders die Fischzucht in Käfigen treibt Blüten, die inzwischen schon zur Verseuchung ihrer Produkte geführt hat. Am Beispiel Lachszucht, mit ihren schlimmen Nebenerscheinungen etwa deutlich feststellbar geworden.
Hummer auf Almhütten!
Der Hummer, als Speise in der Berghütte, wo es früher für die Bergwanderer kaum Käse und Wurst das ganze Jahr über gegeben hat. Ein Höhepunkt dieser pervertierenden Erscheinungsweise gastronomischer Fähigkeiten. Sicher gibt es Gäste die das ohne weiteres auch auf Berghütten essen. Aber muß das sein? Eine Nachricht aus Südtirol: Unterhalb der Marmolata in der Nähe von Cortina, bewundern Bergwanderer den Gletscher und können gleichzeitig das Statussymbol der Edel Fress Schickeria genießen. Ein Hummer am Fuße des Marmolata Ferners, der sicher nicht mehr allzu lange ein Gletscher bleibt, ist in der Tat eine exemplarische Erfahrung, und zwar gleich in vielfachen Zusammenhang.
Die Klimabilanz solcher Angebote von Meerestieren dort ist vernichtend. Die vermeintliche Bergliebhaber und Naturfreund werden mit ihrem Verhalten zum Klimawandel und zur Gletscherschmelze massiv beitragen. Ein italienischer Blogger auf Instagram („L’occhio del Gigiat) stellt die Illusionenvernichtende Rechnung auf: „Machen wir eine einfache Rechnung“, heißt es im Beitrag auf Instagram. „Der Hummer in Arabba stammt bestenfalls aus einer Farm in Gallipoli (die Aufzucht erfolgt in großen Räumen in getrennten Käfigen, weil sie sich gegenseitig fressen könnten, aber das ist ein anderes Thema). Wahrscheinlich wurde er in einem Lkw transportiert, der die 1161 Kilometer zurücklegte, und dieser Lkw wird, wenn alles gut geht, etwa 150 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, also insgesamt 174,15 Kilogramm CO2“, lautet der Beginn der Übung. Dabei werde der CO2-Ausstoß des Hüttenbetriebs selbst nicht berücksichtigt. Nur vom Transport von der Hafenstadt in Apulien in die Dolomiten sei die Rede, schreibt er. Doch was macht das freigesetzte CO2? „Es wird in der Atmosphäre verbleiben und zu den bereits vorhandenen 424 ppm CO2 hinzukommen“, heißt es im Blog. Zum besseren Verständnis: Die Fieberkurve der Klimakrise, die Keeling-Kurve, die die CO2-Konzentration in der Atmosphäre misst, ist mittlerweile auf fast 425 ppm (parts per million) gestiegen. Das ist der höchste Stand seit Millionen von Jahren. Das kalifornische Forschungszentrum Scripps Institution of Oceanography, das seit 1958 auf Hawaii die CO2-Konzentration in der Luft erfasst, meldete für den 29. Mai 2023 einen Tageswert von 424,61. Ein so hoher Wert wurde nie zuvor gemessen. Daten aus Eisbohrkernen in der Antarktis zeigten, dass in den vergangenen 800.000 Jahren nie Werte über 300 ppm erreicht wurden, auch nicht während der Eem-Warmzeit, als der Meeresspiegel in Grönland zwei Meter höher als jetzt lag und die Temperatur um fünf Grad höher war.Zur Veranschaulichung wird im Instagram-Beitrag ein drastischer Vergleich gezogen: „Euer Teller Hummer emittiert so viel wie die jährlichen Emissionen von zwei Einwohnern der Demokratischen Republik Kongo. Zwei Einwohner. Jährlich. All dieses CO2 für den Verzehr eines Tellers mit Pfifferlingen und Hummer auf der Gorza-Hütte wirkt sich durch den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen direkt auf das Schmelzen des Gletschers auf der Marmolata aus, der den Hintergrund für dieses schöne Foto bildet.“ Wann dämmert es den Gastronomen, dass man umdenken muß und Atmoshäreschonende Speisen anbieten muß. Energieintensive Kochverfahren endlich abschaffen und statt Mechanik beim Kochen, wieder mehr Handarbeit in die Herstellung von Speisen fließen soll.
Bernhard Gössnitzer August 2024