Friedrich nietzsche
über unsere Mahlzeiten





23-12-2021



Der große Denker trifft ein eindeutiges Urteil, das bis in unsere Gegenwart gilt und stimmt. Am Essen hat sich nichts geändert. Es ist zu viel vermischt, zu viel gewürzt und langsam fehlt ihm jede Natürlichkeit. Unsere Mahlzeiten sind in den Händen langer Lieferketten und rücksichtslosen Gewalthabern der Ernährungs Mode Designer.





Gegen die schlechte Diät

Pfui über die Mahlzeiten, welche jetzt die Menschen machen, in den Gasthäusern sowohl als überall, wo die wohlbestellte Klasse der Gesellschaft lebt!
Selbst wenn hochansehnliche Gelehrte zusammenkommen, ist es dieselbe Sitte, welche ihren Tisch wie die des Bankiers füllt: Nach dem Gesetz des „Vielzuviels“ und des Vielerlei, -woraus folgt, dass die Speisen auf den Effekt und nicht auf die Wirkung hin zubereitet werden, und aufregende Getränke helfen müssen, die Schwere im Magen und Gehirn zu vertreiben.

Pfui, welche Wüstheit und Überempfindsamkeit muss die allgemeine Folge sein! Pfui, welche Träume müssen ihnen kommen! Pfui, welche Künste und welche Bücher werden der Nachtisch solcher Mahlzeiten sein! Und mögen sie tun, was sie wollen: in ihrem Tun wird der Pfeffer und der Widerspruch oder die Weltmüdigkeit regieren!

(Die reiche Kaste in England hat ihr Christentum nötig, um ihre Verdauungsbeschwerden und ihre Kopfschmerzen ertragen zu können.)

Zuletzt, um das Lustige an der Sache und nicht nur deren Ekelhaftes zu sagen, sind diese Menschen keineswegs Schlemmer, unser Jahrhundert und seine Art Geschäftigkeit ist mächtiger über ihre Glieder. als ihr Bauch:

Was wollen also diese Mahlzeiten?

- Sie repräsentieren ! Was in allen Heiligen Namen? Den Stand?
-Nein, das Geld:
Man hat keinen Stand mehr! Man ist „Individuum“! Aber Geld ist Macht, Ruhm, Würde, Vorrang, Einfluss Geld macht jetzt das große und kleine Vorurteil für einen Menschen, je nachdem er davon hat! Niemand will es unter den Scheffel, niemand möchte es auf den Tisch stellen folglich muss das Geld einen Repräsentanten haben, den man auf den Tisch stellen kann: siehe unsere Mahlzeiten!

- Friedrich Nietzsche in „Morgenröte -
Gedanken über die moralischen Vorurteile, Aphorismus 203

Es gibt so viele Morgenröten die noch nicht geleuchtet haben.
Rigveda